Kaffeeklatsch bei Heinemann – mit Charlotte

Kaffeeklatsch bei Heinemann: Irma Stiebel (l.) und Hildegard Bechtel (r.) mit Restaurant- und Café-Leiterin Renate Sturm (Mitte)

Wer behauptet, die zarteste Versuchung sei lila, der irrt. In Düsseldorf ist sie grün. Leuchtend grün mit weißer Schrift. Sie steht für die berühmteste Konditorei der Stadt. Kaum ein Platz in der Stadt, an dem es wuseliger aber zugleich auch heimeliger zugehen würde als im gleichnamigen Café, das an der Blumenstraße Treffpunkt für Düsseldorfer, für Auswärtige, für Junge wie für Alte ist.

Nachmittags gegen 16 Uhr ist es mitunter schwierig, einen freien Platz zu ergattern. Im Advent und vor Ostern insbesondere. Da gehört es zu den guten Traditionen nahezu jedes Düsseldorf-Besuchers, einen Abstecher zu Heinemann zu machen. Und an allen anderen Tagen des Jahres gilt: Wer einen Einkaufsbummel in Düsseldorf macht, wird ihn – je nach Kauflaune – krönen oder unterbrechen mit einem Besuch bei Heinemann. Das gehört dazu wie die Schlagsahne zum Obstkuchen.

Und wo wir gerade beim Thema sind: Für Naschkatzen ist Heinemann mindestens eine Sünde wert. Die größte beinhaltet Vanille-Bourbon-Sahnecreme, ist dekoriert mit Buiskuit-Scheibchen und wird garniert mit verführerisch roter Erdbeer-Himbeersoße. Dass diese Torte einen weiblichen Namen tragen muss, ist selbstredend: Sie heißt Charlotte und gehört, wie Café- und Restaurantleiterin Renate Sturm den Gästen gerne erklärt, zu den absoluten Heinemann-Klassikern.

Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, sagt der Volksmund. Diese nicht, denn Champagnertrüffel von Heinemann mag auch der Papst.

Es ist eindeutig, was die Menschen in Scharen hierher strömen lässt: Hier gibt es die Dinge, die man kennt und schätzt. Die „Schwedenapfel-Torte“ gehört dazu, ebenso die Champagner-Sahne. Ein Herr am Nebentisch hat sich für ein Stück Schokoladen-Sahnetorte als Finale seines, wie er es nennt, „Stadtgangs“ entschieden, weil er die Qualität der Speisen bei Heinemann erstklassig findet.

 

Die Speisekarte indes ist so bunt, wie das Publikum, das sich hier trifft. Natürlich gibt es das, was die Kaffeekette gegenüber im dicken Trinkbecher serviert, inzwischen auch. Aber hier heißt es nicht „to go“. Hier nimmt man Platz an den eckigen, kommunikativ angeordneten Bistrotischen und bestellt dann vielleicht mal abweichend vom normalen Latte-Macchiato- Programm ein Kännchen Kaffee, einen Irish Coffee oder einen Wie- ner Fiaker. Der Begriff Kaffeehaus wird Heinemann vor allem in den Nachmittagsstunden gerecht. Es lässt sich hier wunderbar schwofen – und selbst wenn das die 370 anderen Gäste zur gleichen Zeit auch tun, bleibt die Atmosphäre familiär. Tausend Worte werden da gleichzeitig gewechselt, doch sie haben alle die gleiche angenehme Melodie. Viele der Gäste, wie Irma Stiebel und Hildegard Bechtel sind Stammkunden. Sie halten das, was auch in unserer schnelllebigen Zeit nicht aus der Mode kommt: Kaffeeklatsch. Und sie freuen sich, dass sie von den Servicemitarbeitern herzlich begrüßt, bedient und auch verabschiedet werden. Das ist Dienstleistung, die sich über Generationen hinweg bewährt hat.

 

Wer noch nie bei Heinemann war, sollte sich ein paar Minuten auf der Treppe zum Café gönnen. Dort hängt eine Auswahl an Bildern Prominenter, die schon in den Genuss der Produkte gekommen sind: von Udo Jürgens bis Michail Gorbatschow, von Luciano Pavarotti bis zum schwedischen Königspaar – die Botschaft ist klar: Wer sich hier verführen lässt, befindet sich in guter Gesellschaft. Und auch die letzte Sünde des Tages, ein kleines Paket dieser unwiderstehlichen Champagnertrüffel – dürfte in Ordnung gehen: Der Papst, so steht es an der Wand, liebt sie auch.

 

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